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„In manchen Regionen kann es eng werden!“

Foto: SewCream via shutterstock

Dipl.-ing. Dr.nat.techn. Roman Neunteufel

Senior Scientist, Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz (SIG), Universität für Bodenkultur, Wien

Eine Studie zur Wasserversorgung zeigt, dass Österreich trotz Hitzewellen keine Wasserknappheit befürchten muss. Es gibt aber Regionen, die stark von zunehmender Trockenheit betroffen sind. Verbraucher können in jedem Fall helfen, Verbrauchsspitzen zu mildern, wie Studienautor Roman Neunteufel im Interview erläutert.

Wie steht es um die Trinkwasserversorgung in Österreich?

In Österreich verwenden wir für die Trinkwasserversorgung ausschließlich Grundwasser oder Quellwasser. Dieses Wasser bedarf im Vergleich zum Oberflächenwasser aus Flüssen oder Seen meist keiner oder nur einer geringen Aufbereitung. Zudem gibt es beim Grundwasser weniger Schwankungen hinsichtlich der vorhandenen Menge. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Grundwasserneubildung. Das Grundwasser wird hauptsächlich durch Niederschläge neu gebildet. Von der Regenmenge, die auf das Bundesgebiet fällt, verwenden wir etwa ein Prozent für‘s Trinkwasser, inklusive der Nutzung für Landwirtschaft und Industrie sind es rund drei Prozent. Drei Prozent Verbrauch klingt wenig, aber ein großer Teil der Niederschläge geht in die Flüsse und Seen.

Wasser ist in Österreich also überall ausreichend vorhanden? 

Ein bis drei Prozent Verbrauch mag erst einmal wenig klingen, aber ein großer Teil der Niederschläge geht in Flüsse und Seen. Der Anteil der Niederschläge, die zur Grundwasserneubildung beitragen, liegt zwischen 50 Prozent – wo viel Wasser einsickert – und fünf Prozent. Österreich wird zwar nie an Wasserknappheit leiden, wenn wir beschließen, das Oberflächenwasser miteinzubeziehen. Aus quantitativen und qualitativen Gründen wollen wir aber ausschließlich Grundwasser nutzen. Aus dem Grundwasserkörper können wir je nach Region nur zwischen ein und fünf Prozent der gesamten Niederschläge entnehmen. Das heißt, es gibt Regionen, wo das Grundwasser nicht unendlich verfügbar ist. Dort haben sich allerdings Infrastrukturen etabliert, die eine Versorgung mit Trinkwasser aus anderen Regionen sicherstellen. 

„Mit unseren täglichen Gütern verbrauchen wir 5000 Liter Wasser am Tag.“

Wird es auch in Zukunft hierzulande keine Wasserknappheit geben?

Wenn wir so weitermachen wollen wie bisher, nämlich ausschließlich mit Grundwasser, dann müssen wir schon aufpassen, ob das in Zukunft in allen Regionen noch passt. Aktuell untersucht das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in der Studie „Wasserschatz Österreichs“, wie die Trinkwasserversorgung in 30 oder 40 Jahren in den verschiedenen Regionen gewährleistet sein wird. Möglich ist, dass dann in einigen Gebieten nur mehr mit verstärkten Restriktionen Wasserrechte vergeben werden können, weil sonst für die Trinkwassernutzung zu wenig Reserven da wären. Im Regierungsprogramm ist die Vorrangstellung der Trinkwasserversorgung im Falle von Nutzungskonflikten vorgesehen.

Welche Rolle spielen die Wasserversorger dabei? 

Die verschiedenen Szenarien der Wissenschaftler zu den Auswirkungen des Klimawandels werden von den Versorgern sehr genau analysiert, um vorbereitet zu sein. Seit dem sehr heißen und sehr trockenen Rekordsommer 2003 bauen die Wasserversorger die Notverbünde aus. Damit erreicht man ein Mehr an Versorgungssicherheit – eine gute Sache vor dem Hintergrund der möglichen Auswirkungen des Klimawandels. 

Verbraucher brauchen also gar kein Wasser zu sparen? 

Doch. Der Wasserverbrauch ist aufgrund effizienterer Haushaltsgeräte in den vergangenen 20 Jahren zwar gesunken. In Österreich verwenden wir aus dem öffentlichen Wassernetz rund 135 Liter Wasser pro Person und Tag. Wirklich Wasser sparen kann man aber bei dem Wasser, das wir mit unseren täglichen Gütern verbrauchen. Das sind rund 5000 Liter Wasser am Tag – das sogenannte virtuelle Wasser. Für die heimischen Wasserversorger sind vor allem die Verbrauchsspitzen, die im Frühjahr beim Befüllen der Swimmingpools und im Sommer beim Wässern des Gartens entstehen, ein Problem. Gerade in Trockenperioden sollten sich die Verbraucher fragen, ob es wirklich notwendig ist, den ganzen Garten zu wässern. An solchen Tagen sind die Anlagen der Versorger ohnehin schon an der Kapazitätsgrenze. 

Steigt auch die Temperatur des Wassers in den Leitungen – und ist das ein Problem?

Im Rahmen unserer Studie haben wir dazu eine Umfrage unter den österreichischen Wasserversorgen gemacht. Dabei ging es darum, ob die Temperatur in der Ressource und im Leitungsnetz gestiegen ist, und ob die KundInnen entsprechende Steigerungen spüren. Das Ergebnis war, dass ein Viertel der Versorger in der Ressource und etwas über ein Viertel im Leitungsnetz einen steigenden Trend bemerkt haben. Es wurde von den Umfrageteilnehmern durch die Erwärmung noch kein Qualitätsproblem darstellt.

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