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Wasserthemen sind immer auch Bildungsthemen

Foto: Viva can Agua Österreich

Birgit Straka

Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins „Viva con Agua Österreich“

Birgit Straka ist Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins „Viva con Agua Österreich“ und ist stolz darauf, eine zeitgemäße NGO mitgestalten zu dürfen.

Was haben Sie sich als Organisation zum Zielgesetzt? 

Unsere Mission ist Wasser für alle. An dieser Mission arbeiten wir seit mehr als 15 Jahren. Wir machen Wasser-, Sanitär- und Hygieneprojekte im globalen Süden – kurz WASH. Wir erarbeiten gemeinsam mit der lokalen Gemeinschaft passende Lösungen. Erfreulicherweise haben immer mehr Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Trotzdem haben 579 Mio. Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser, 2 Milliarden Menschen keine Möglichkeit einer sauberen Toilette und 3 Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Basisversorgung, das heißt ohne Handwaschmöglichkeit im eigenen Haushalt. Das wollen wir ändern.

Wie laufen Ihre Projekte ab beziehungsweise wo?

Wir arbeiten mit Schulen im globalen Süden, unseren Schwerpunkt legen wir dabei auf Malawi. Die Bildungseinrichtungen, mit denen wir zusammenarbeiten haben zu Beginn der Projekte keine oder nur eine unzureichende Wasserversorgung. Wir erarbeiten gemeinsam mit der Community eine genaue Umsetzung von WASH. Alle drei sind für sich auch wirksam, zusammen verstärken Sie sich aber gegenseitig. Toiletten sind auch für sich super, wenn es aber keine Möglichkeit gibt sich die Hände nach einem Toilettengang zu waschen, dann werden Krankheiten übertragen. 80% aller Krankheiten im globalen Süden lassen sich auf mangelndes und verunreinigtes Trinkwasser zurückführen. 1000 Kinder pro Tag sterben an dadurch verursachten Durchfallerkrankungen und abgesehen vom immensen menschlichen Leid fallen auf wirtschaftlicher Ebene 5 Milliarden Arbeitstage aus und 440 Mio. Schultage. Das haut ein Land entwicklungstechnisch ganz stark zurück. Allein durch Hände waschen können Durchfallerkrankungen um 40% gesenkt werden.

Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf Schulen und verknüpfen die Wasserversorgung so mit Bildung. Warum?

Wichtige Punkte sind einerseits die Nachhaltigkeit der Maßnahmen und andererseits die Verhaltensänderung. Nach der Fertigstellung eines Brunnen, ist es wichtig die Gemeinschaft, die Schulen und den Elternrat so auszubilden und im Prozess zu begleiten, dass Sie die Anlagen richtig bedienen und warten können. Dritter Schwerpunkt ist die Implementierung eines neuen Verhaltens. Wir kommunizieren das mit Musik, Sport und Kunst. Wir initiieren Verhaltensänderungen durch Spiele oder Lieder, bringen den Kindern spielerisch bei was Bakterien sind und warum diese schlecht sind.

Ein weiterer großer Punkt in Ihrem Programm ist die Menstruationshygiene. Wie genau setzen Sie das um? 

Das Sanitärthema ist immer auch gleichzeitig ein Thema der Bildung- und Chancengerechtigkeit. Mit Einsetzen der Periode haben wir Schulabbruchsraten von 80%. In Gebieten wo weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung steht, die Infrastruktur fehlt werden alle Arten von Stofftüchern als Binden verwendet, die regelmäßig ausgewaschen werden müssen Die Schülerinnen gehen pragmatisch mit der Situation um und tragen lange Röcke, unter denen sie das eine Stofftuch verwenden und gleichzeitig das andere zum Trocknen an einer Schnur aufhängen. Aber damit das funktioniert muss eine Waschmöglichkeit geben. Damit diese weiter zur Schule gehen, bauen wir ganz simple „Changingrooms“ neben die Toiletten, mit einem Kübel Wasser und einer Möglichkeit die Binden nach dem Waschen zu trocknen. Das entscheidet schon ganz oft darüber ob jemand zur Schule gehen kann. 

Information

Sie möchten mehr über Viva con Agua Österreich erfahren? Besuchen Sie www.vivaconagua.at .

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