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Gegen die Plastifizierung des Wassers

Werner Boote - Regisseur Foto: zvg

Regisseur Werner Boote deckt in seinen Filmen Missstände auf und regt zum Nachdenken an. Insbesondere die Wasserverschmutzung durch Plastik steht bei ihm unter Beschuss.

Plastic Planet (2009) – Der Kultfilm zeigt, dass Plastik eine Bedrohung für die Umwelt und unsere Gesundheit ist.
Population Boom (2013) – Werner Boote räumt mit dem festgefahrenen Weltbild der Überbevölkerung auf und fordert Verteilungsgerechtigkeit.
Alles unter Kontrolle (2015) – Bootes aufrüttelnder Film über die Selbstverständlichkeit der allgegenwärtigen Überwachung in Zeiten von Facebook, Amazon, Google und den beharrlichen Aktivitäten staatlicher Geheimdienste.
The Green Lie (2018) – Der Film zeigt die Ökolügen der Konzerne und wie wir uns dagegen wehren können.
Mehr Infos unter www.wernerboote.com

© Foto: Nini Tschavoll

Wie kam es zu Ihrem ersten Film, Plastic Planet, und was hat sich seither getant?
Das erste Mal, das ich mit den Auswirkungen des Plastikkonsums in Kontakt kam, war bereits 1999, als ein kleiner Zeitungsartikel über die Unfruchtbarkeit von Fischen in Folge von mit Chemikalien verseuchten Abwässern einer naheliegenden Plastikfabrik berichtete. Das war der Startschuss meiner Recherche und zehn Jahre später war der Film Plastic Planet in den Kinos.

Im Zuge von Plastic Planet haben Sie ihr Blut testen lassen und festgestellt, dass sich eine erhebliche Menge an Kunststoff in Ihrem Blut nachweisen lässt. Wie sieht das jetzt heute aus?

Umso mehr Plastik wir verwenden, desto mehr Plastik finden wir in der Natur und infolge dessen auch im Menschen. Das kommt natürlich von dem ganzen Plastik, dass uns umgibt, wenn wir es berühren oder daraus trinken, dann kommen diese Stoffe in unseren Organismus. Wenn hormonwirksame Stoffe in großer Menge aufgenommen werden, dann erkennt das der Körper als fremde Substanz und scheidet diese aus. Problematisch wird es, wenn diese Stoffe in Kleinstmengen aufgenommen werden, denn dann wird angenommen, es handelt sich um körpereigene Substanzen, und es wird damit gearbeitet. Plastik wird für viele Krankheiten wie zum Beispiel Herzerkrankungen, Krebs und Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht.

Können wir ohne Plastik leben beziehungsweise wie können wir auf Plastik verzichten?

Mit dem Wort Verzicht habe ich ein Problem, ich verwende lieber das Wort verweigern. Verzicht bedeutet, dass ich etwas nicht tue, was eigentlich etwas Gutes ist. Das geht sich für mich nicht aus, wenn ich etwas weglasse, das gesundheits- und umweltschädlich ist. Dadurch habe ich heute wieder ganz normale Blutwerte. Nach Plastic Planet saß ich einem entscheidenden Irrglauben auf. Dieser einfache Gedanke: Wenn wir alle Plastik verweigern, erledigt sich das Thema von selbst. Damit sich aber etwas ändert, gehören immer zwei Seiten dazu: Zum einen wir als Gesellschaft, die auf eine Thematik aufmerksam wird und sich zu Wort meldet, und zum anderen die Politik, die diesen Bedürfnissen nachkommt und die Industrie reglementiert. Generell bin ich kein Freund starker Reglementierungen, aber Produkte, die entweder Mikroplastik oder andere gefährliche Substanzen enthalten, gehören einfach verboten. Umso mehr wir als Gesellschaft aufmerksam sind, desto eher kommt es dann zur Regulierung. Mein Lieblingsbeispiel ist Asbest: Da hat die Politik 70 Jahre gebraucht, um es zu verbieten. Es gibt nicht diese eine Lösung, aber ganz einfach lässt sich Plastik beim Thema Wasser verweigern. Einfach kein industrieverpacktes Wasser im Supermarkt zu kaufen, das geht super easy. Wir haben in Österreich und den meisten Teilen Europa ausgezeichnetes Wasser. Wie dumm ist der Mensch, dass er sich im Supermarkt teures nach Plastik stinkendes Wasser kauft und dieses dann unter Mühen die Stiegen hoch nach Hause schleppt? Am Ende schmeckt es ihm nicht, und hintennach wundert sich der Mensch, dass er so viel Plastikmüll hat. Wie einfach wäre es da für einen selbst, die bessere Wahl zu treffen, und wenn ich Wasser mit Kohlensäure will, dann sprudle ich das einfach selbst zuhause.

Stichwort Grundwasser. Wie verseuchen wir unser Grundwasser mit Plastik?

Neben dem Einsatz von Mikroplastik in Kosmetikartikel und Reinigungsmittel sehe ich ein großes Problem durch die Textilbranche auf uns zurollen. Immer mehr Kleidungsstücke werden mit Plastik hergestellt. Seit 2011 wissen wir, dass beim Waschen eines einzigen Vliespullovers an die 1.800 winzige Plastikfasern austreten und weder von den Filtern der Waschmaschine noch von vielen Kläranlagen aufgefangen werden. So gelangt Plastik in den Wasserkreislauf und in weiterer Folge auch in unser Trinkwasser. Die Industrie redet uns ein, dass wir immer wieder ein neues T-Shirt in einer neuen Modefarbe brauchen, das wird von uns gewaschen und so gelangen mehr und mehr Chemikalien in den Kreislauf.

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