Wieso Frühstück die wohl umstrittenste Mahlzeit des Tages ist und was ein typisch österreichisches Frühstück ausmacht: Einblicke einer Deutschen in die österreichische Frühstückskultur.
Österreich – ein Land voller Kultur, den schönsten Landschaften und
den mit Abstand besten Backwaren. Neben der vielfältigen Weinkultur und
den schönen Berglandschaften verbinde ich mit Österreich besonders eines
– die Bäckereien, die einen bereits am frühen Morgen mit ihren
wohlduftenden und prallgefüllten Regalen in den Bann ziehen und zum
Verweilen einladen. Besonders in der kälteren Jahreszeit geben sie einem
das warme und wohlige Gefühl, wenn es draußen noch dunkel ist – der
Platz, an dem man gern vor der Arbeit einkehrt und neben einem
Verlängertem und der Tageszeitung sein liebstes Weckerl verzehrt.
Jedem Land seine Backwaren
Als ich vor zwei Jahren aus Deutschland nach Wien gezogen bin, hat mich die Vielfalt der Bäckereien buchstäblich umgeworfen. Von unaussprechlichen Brötchen bis hin zu sündigen Kalorienbomben bieten Österreichs Bäckereine eine Vielfalt, die ich sonst an keinem Platz dieser Erde bestaunen durfte. Aber eines wurde mir schnell bewusst: was für die Amerikaner die Pancakes, für den Briten das Toast mit Ham and Eggs, für die Deutschen das Fischbrötchen oder für den Brasilianer das Pão Francês ist, ist für die Österreicher das Weckerl am Morgen. Herrlich simpel und ohne großes Tamtam hat der durchschnittliche Österreicher am liebsten ein Schwarzbrot, Kornspitz oder Semmel mit Butter oder Wurst zum Frühstück und eine Eierspeise dazu. Alles, was man für einen kraftvollen Start in den Tag braucht.
Morgendstund’ hat Brot im Mund
Doch was macht das Frühstück eigentlich zu so einem bedeutenden Ritual des Tages? Es gibt wohl keine Mahlzeit, die so umstritten ist. Manche kriegen neben einem Kaffee am Morgen nichts hinunter, andere frühstücken erst spät am Vormittag und dann gibt es noch welche, die sagen, es sei die wichtigste Mahlzeit des Tages. Ich persönlich gehöre definitiv zu letzterem. Für mich fängt der Tag erst so richtig an, wenn ich gefrühstückt habe. Ob beim Bäcker unter der Woche, ein schnelles Weckerl am Arbeitsplatz, bevor die Chefin kommt oder ein dreistündiger Brunch am Wochenende – Frühstück bringt meiner Meinung nach die Menschen zusammen. Seien es die MitarbeiterInnen der Bäckerei, die in die verschlafenen Gesichter schauen und einem mit einem Lächeln im Gesicht „das Gleiche wie immer“ überreichen, die Hakler, die sich bei der ersten Zigarette am Morgen und einem Weckerl in der anderen Hand über den Tag austauschen, oder die Kollegen, die es nach Wochen geschafft haben, ein gemeinschaftliches Bürofrühstück zu organisieren – besser kann kein Tag für mich starten.