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Ich habe immer eine riesige Vorfreude auf Reisen!

© Foto: Atelier Karasinski/Lena Hoschek

Lena Hoschek ist nicht nur eine der erfolgreichsten Designerinnen Österreichs, sondern auch international sehr gefragt. Im Interview verrät sie, warum sie auf ihren Reisen meist Tonnen von Gepäck dabei hat, beim Autofahren gerne Punk hört und schon vorab für ihre Kollektionen im Kopf auf Reisen geht.

Von Modemetropole zu Modemetropole – ist Reisen für Sie Stress pur oder auch Vergnügen?

Es kommt auf die Reise selbst an. Ich fliege nicht allzu oft und bin ein großer Fan von kleinen regionalen Flughäfen. Wenn ich könnte, würde ich immer von Graz fliegen! Da ich meinen Firmensitz aber schon vor vier Jahren nach Wien verlegt habe, hat sich das natürlich geändert. Ich pendle sehr viel zwischen Wien und Graz und alles bis zu vier Stunden Reisezeit fahre ich generell gerne mit dem Auto.

Für mich ist das eine Gelegenheit runterzukommen. Oder Telefonate zu führen, die ich lange aufgeschoben habe, und Freunde anzurufen, bei denen ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe. Außerdem schau ich mir gern die Landschaft an. Ich genieße das Autofahren, es hat fast etwas Meditatives. Ich höre auch wahnsinnig gern laute Musik. Wenn ich zu Punk oder Metal-Musik mitgröhle, dann macht das den Kopf so schön leer und man kommt gut gereinigt am Ziel an! (lacht)

Sie sind nicht nur kreative Modemacherin, sondern auch toughe Unternehmerin. Reisen Sie lieber privat oder geschäftlich?

Ich bin aus großer Leidenschaft das, was ich bin: Designerin und Unternehmerin. Ich habe immer eine riesige Vorfreude auf Reisen – egal, ob beruflich oder privat! So wie andere auf Urlaub fahren, ist zum Beispiel eine Reise zur Berliner Fashion Week oder zur Stoffmesse nach Paris auch aufregend und spannend! Aber klar, wenn ich mit meinem Mann ins Ausland auf Urlaub fliege, ist das schon etwas anderes. Dann schalte ich mein Gehirn aus und es ist nur mehr Genuss im Kopf. Bei einer beruflichen Reise bin ich viel fokussierter! Es sind eben zwei unterschiedliche Arten von freudigem Reisen.

© Foto: Peter Mayr/Lena Hoschek

Vertreibt man sich die Reisezeit als Designerin immer stereotyp mit Modemagazinen?

Mein liebstes Guilty Pleasure sind Gazetten! Das hat für mich einen Relax-Faktor, der unvergleichlich ist. An zweiter Stelle kommen Interior-Magazine und dann erst Modemagazine. Wenn ich in den Urlaub fliege, dann nehm ich auch oft ein Buch mit. Ich lese meistens dicke Schinken, am liebsten historische Romane oder alte Literatur, wie von Oscar Wilde oder Shakespeare. Auf Geschäftsreisen nehme ich das alles nicht mit, dafür bin dann nicht entspannt genug. Aber in der Freizeit lebe ich hauptsächlich totalen Eskapismus, der nur dann funktioniert, wenn die Zeiten auch vergangen sind.

Lassen Sie sich auf Reisen gerne für ihre Kollektionen inspirieren?

Ja, sehr gerne! Wenn ich die Zeit habe und etwa in exotischen Ländern oder in Osteuropa unterwegs bin, dann gehe ich gerne in Volkskunde- oder in landestypische Textilmuseen. Ansonsten bereite ich meine Kollektionen von hier aus vor und bereise die Länder meistens erst danach für die Shootings. Ich kann mich sehr gut in Kulturen, Länder und ihre Traditionen hineinversetzen. Das ist wirklich reine Vorstellungskraft und wie Reisen im Kopf! Aber es ist natürlich herrlich, wenn ich bei Shootingreisen für Kollektionen das Berufliche mit dem Vergnügen verknüpfen kann.

Ihre nächste Shootingreise geht nach…?

Gerade machen wir die nächste Herbst-Winter-Kollektion „The Brits“, die wir im englischen Sussex fotografieren. Ganz toll! Die aktuelle Kollektion „En Provence“ haben wir natürlich auch in der französischen Provence geshooted. Wir waren für Shootings aber zum Beispiel auch schon am Gardasee oder in Mexiko. Ein Erlebnis war sicherlich das Shooting in Kuba! Wir waren nur zu zweit – ein junger Fotograf und ich – und haben die Models und die Locations erst vor Ort gesucht. Wir haben uns überraschen lassen, was auf uns zukommen wird. Das war ein richtiges Guerilla-Shooting!

In Ihren Kollektionen spürt man den Spirit der 1940er und 1950er. Wünschen Sie sich ab und zu, Sie könnten so reisen wie damals?

© GettyImages / Lena Hoschek

Was die Technik betrifft – nein! Der Hightech von heute gibt mir schon ein Gefühl der Sicherheit. Aber mein Mann und ich fahren zum Beispiel gerne mit einer Vespa aus den 1960er-Jahren durch die Südsteiermark. Das ist eine schöne originale, die wir uns letztes Jahr zum Hochzeitstag geschenkt haben. Die ist gut motorisiert und damit fetzen wir gerne durch die Region, die uns umgibt. Um eine genussvolle Reise anzutreten, muss man in Österreich ja gar nicht weit fahren!

Wohin fahren Sie denn in Österreich am liebsten?

Mein Number-One-Ziel ist absolut die Steiermark! Ohne Reiseführer und ohne vorher Kulinariktipps eingeholt zu haben, kann man wirklich jede Ecke genussvoll erleben. Meine Trachtenkollektion shoote ich auch in der schönen Steiermark, etwa im Gesäuse oder im Ausseerland. Wir sind wirklich sehr gerne in der Steiermark – was für ein prachtvolles Bundesland!

Wenn eine Modemacherin reist: Ehrlich, wieviel Gepäck nehmen Sie mit?

Ich habe immer Tonnen von Gepäck mit und bewege mich an der absoluten Schmerzgrenze, wenn es um mein privates Gepäck geht. Meinen Koffer erkennt man immer daran, dass er schon einen roten Sticker umgehängt bekommt! Deshalb reise ich so gerne mit dem Auto, auch weil da nichts im Kleidersack verknüllt. Und meine Schuhe sind ein Horror! Aber ich bin eigentlich mit mir zufrieden, wenn ich zumindest 70 Prozent davon auch wirklich trage. Es kommt natürlich auf die Länge der Reise an, aber wenn man länger als drei Tage unterwegs ist, dann übersiedelt man ja quasi sein Badezimmer mit Lockenwicklern, Haarschaum, Haarspray, Cremen, usw., davon habe ich nicht alles im Miniformat. Lotions und Potions machen eben viel vom Gepäck aus! Wenn ich aber weiß, dass das Hotel tolle Lotions, Duschgels und Zahnpasta hat, dann nehme ich weniger mit.

Gerade in der Modewelt geht es natürlich ums Äußere. Wie schaffen Sie es, nach einer langen Reise frisch anzukommen?

Auch wenn ich einen frühen Morgenflug habe – was für mich als Nicht-Frühaufsteherin ein Horror ist – steige ich immer frisiert und geschminkt ins Flugzeug ein. Es ist schon vorgekommen, dass mich Fans am Flughafen erkannt haben und dann mit mir ungeschminkt und mit verwurschtelten Haaren ein Foto machen wollten. Das ist zwar peinlich, aber auch menschlich! Da die Haut im Flugzeug sehr trocken wird, mag ich Gesichtssprays ganz gern.

Ein Reisetipp von mir ist auch rosarotes, fast pinkes und nicht terrakottafarbenes Rouge vorn auf die Wangen aufzutragen. Das sieht dann aus, wie frisch vom Berg und ist eigentlich ein guter Schmäh, wenn die Augen müde sind. Was ich auch nicht schlecht finde, sind getönte Lippenbalms, das sieht so schön nach frischen Lippen aus. Lippenstifte wären jetzt im Flieger übertrieben. Ich trage auch kein Puder oder Make-up, das würde mich stören.

Das heißt, Sie haben schon eine gewisse Routine im Reisen?

Das habe ich generell im Alltag! Aber ja, ich habe schon einige Reisetipps. Ein langer Flug heißt natürlich auch Zähneputzen und ein angenehmes, dezentes Parfum aufzutragen, mit dem man aber bitte nicht seine Umwelt einsprühen sollte. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich eine Person neben mir im Flugzeug plötzlich in eine Duftwolke hüllt! Doch wenn man sich von einem Flug stressen lässt, dann hat man die Wertschätzung verloren. Jeder, der ein anderes Land bereist, sollte nicht vergessen, dafür dankbar zu sein, dass man dazu heute überhaupt die Möglichkeit hat!

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